Schritt für Schritt nachhaltiger

Am Beispiel der Kapverdischen Insel

Einleitende Geschichte: Mit dem lokalen Umweltaktivisten Alveno Soares wanderte ich während einer Recherchereise an einem der schönsten Strände des Archipels entlang. Unendliche weiße Sandstrände treffen auf schwarzes Vulkangestein. Mit dem dunkelblauen Meer ein unvergesslicher Kontrast. Ja, wären da nicht die Unmengen von Plastikmüll, die mein Inselglück trübten. Alveno erzählte daraufhin: Er und weitere Umweltaktivisten hatten in einem Projekt den 11 km langen Strand komplett gereinigt und dann den Müll nach Herkunftsland klassifiziert. Das Resultat war höchst überraschend: Obwohl die Kapverdischen Inseln mitten im Nichts im Atlantischen Ozean liegen, 600 km entfernt von der nächsten Zivilisation, wurde Müll aus 26 Ländern gefunden!

Sich in ein Flugzeug zu setzen und auf die Kapverdischen Inseln zu fliegen, ist schon einmal per Definition nicht umweltfreundlich. Ein Beispiel: Die einfache Flugstrecke von Frankfurt nach Praia beträgt ca. 5000 km. Daraus resultiert ein CO2-Ausstoß von ca. 1950 Kilogramm oder fast zwei Tonnen. In Deutschland liegt der Ressourcenverbrauch bei 33 bis 40 Tonnen pro Kopf und Jahr. Als global nachhaltiges Maß gelten acht Tonnen pro Kopf und Jahr. Hin und zurück laden wir Reisenden ca. vier Tonnen in unseren ökologischen Rucksack – das wären dann bereits 50 % des angestrebten nachhaltigen Wertes! Eine umweltfreundliche Anreise mit Bus oder Bahn lässt sich natürlich nicht auf die Kapverdischen Inseln umsetzen!

Der ökologische Rucksack drückt das Gewicht aller natürlichen Rohstoffe aus, die für den Konsum anfallen. Sprich: Alle Produkte inklusive ihrer Herstellung, Nutzung und Entsorgung. Bei Nachhaltigkeit geht es keinesfalls darum, vollständig auf das Reisen zu verzichten. Denn der Tourismus auf den Kapverdischen Inseln sichert viele Arbeitsplätze und Reisen fördert das interkulturelle Verständnis. So besteht das Ziel eher darin, einen sanften Tourismus zu praktizieren. So bleibt unweigerlich die Frage: Was kann ich Gutes für Tiere, Natur und lokale Bevölkerung tun, um nachhaltig zu reisen? Mit den nachfolgenden Tipps möchte ich Anregungen geben, die Sie auf jeder Reise anwenden können – wenn sie denn wollen.

Mit Stand Juni 2020, wurden über 96 Millionen Bäume von Nutzern der Ecosia Webseite gepflanzt. Ein ausgezeichnetes Projekt für unseren Planeten! Das Handelsblatt schreibt, dass circa 80 Buchen notwendig wären, um jedes Jahr 1 Tonne CO2 zu kompensieren. Es wird dabei von Buchen ausgegangen, die im Bestand gewachsen sind, eine Höhe von 23 m aufweisen und auf einer Baumstammhöhe von 1,30 m einen Durchmesser von rund 30 cm besitzen. Für die Reise auf die Kapverdischen Inseln müssten dann also 320 Buchen bereits die beschriebene Wuchshöhe haben!

Je mehr Gegenstände oder Kleidung Sie mit in den Urlaub nehmen, umso schwerer ist das Gepäck und desto weniger nachhaltig reisen Sie! Durch bewusstes und durchdachtes Packen spart man Gewicht, reduziert den Kraftstoffverbrauch, ist aufgrund des wenigen Gepäcks flexibler und reist nachhaltig.

Die Kapverden sind durch die Alleinlage der neun bewohnten Inseln ohne Flugverbindung nahezu unerreichbar. Einen Beitrag zum besseren Tourismus kann man aber leisten, indem man keinen Mietwagen bucht, sondern das perfekt funktionierende Angebot an Aluguern, das sind die kapverdischen Sammeltaxis, in Anspruch nimmt.

Wählen Sie für Ihre Übernachtungen Biohotels, Biogasthöfe und Biobauernhöfe. Nur so kann man sich sicher sein, dass weniger Plastikmüll produziert und ressourcenschonend gewirtschaftet wird. Unterkünfte, die sich Bio nennen dürfen, müssen sich an nachhaltige Grundsätze halten, die regelmäßig kontrolliert werden. Diese Art an Übernachtungsmöglichkeiten gibt es aber nur wenige auf den Kapverden!

Die Seife von Dr. Bronner kann zur Pflege des Körpers, der Hände, des Gesichts, der Zähne, zur Reinigung von Kosmetikpinseln, als Tiershampoo, als Spülmittel und vieles mehr verwendet werden. Das alles ohne synthetische Schaumbildner, Verdickungsmittel und Konservierungsstoffe. Für alle ökologischen Produkte werden ethische, soziale und ökologische Verantwortung übernommen, um die Welt nachhaltig zu verbessern. Der perfekte Begleiter, wenn man nur mit leichtem Gepäck unterwegs ist.

‎‎Per Definition ist Outdoorbekleidung schon von langer Lebensdauer. Der erste Pluspunkt auf dem Wege zu verbesserter Nachhaltigkeit. Weitere Kriterien sind: ausschließlich nachwachsende Rohstoffe oder recycelte und recycelfähige Polyestermaterialien zu verwenden, Fasern bei der Herstellung einzusetzen, die ressourcenschonender sind, weniger Energie zu verwenden, Produkte ohne Biozide herzustellen oder zur Herstellung zu verwenden und bei wasserabweisenden Stoffen auf den chemischen Stoff (PFC) Fluorcarbon zu verzichten. Ideal ist, wenn der Bekleidungshersteller ein Kreislaufsystem betreibt, bei dem Produkte zurückgenommen werden und in Form eines neuen Kleidungsstückes ein zweites Leben erhalten. Gütesiegel wie, der jedes Jahr auf der ISPO verliehene Award Eco Responsibility, der Bluesign Standard, der gemeinnützigen Organisation FWF (Fair Wear Foundation) oder Gots (Global Organic Textile Standard ) geben Entscheidungshilfe beim Kauf.

Organisieren Sie Ihre Reise nicht selbst, so achten Sie darauf, dass der Reiseveranstalter nach einem etablierten Gütesiegel zertifiziert ist – zur Erkennung von Reisen im Sinne des nachhaltigen Tourismus. Viele Reiseveranstalter orientieren sich an dem Gütesiegel. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Reiseveranstalter soziale und ökologische Verantwortung übernimmt, über gesetzliche Vorgaben hinaus.

Versuchen Sie, möglichst papierlos zu reisen. Klassischerweise enden Reiseplaner oder Papierkarten nach dem Urlaub entweder im Müll oder im Schrank, bis sie dann doch weggeschmissen werden. Laden Sie sich alle Wanderungen aus Wanderführern und die dazu passenden Karten auf ein Smartphone. Auch kann man einfach die Offlinekarte des Zielortes in der Google Maps-App herunterladen. Alle anderen Reisedokumente sollten digital abgelegt sein, zum Beispiel in einer Cloud, um weniger Müll zu produzieren und damit nachhaltiger zu reisen.

Nun denn, braucht man aber unbedingt eine Karte, Reiseführer oder Wanderführer, so gibt es mit der kleinen Firma MapFox einen deutschen Anbieter: 6 Mitarbeiter, die in Deutschland Steuern zahlen und 66.000 Buchtitel führen. Vom Sortiment sowie von den Preisen absolut konkurrenzfähig im Vergleich zu einem riesigen Onlineversandhändler.

Als größter Recommerce-Anbieter Deutschlands kauft Momox gebrauchte Bücher, CDs, DVDs und Spiele an und gibt ihnen ein zweites Leben.

Während der Wanderung kann man Müll und Verpackung nicht gänzlich vermeiden. Lassen Sie nirgendwo Müll liegen, nehmen sie ihren eigenen Müll wieder mit, verwenden Sie Mülleimer, ja, sammeln Sie am Strand Müll ein. So respektiert man die Umwelt & Natur vor Ort. Sagen Sie „Nein“ zu Plastik (Tüten, Strohhalme etc.). Am einfachsten ist es, wenn Sie eine verpackungsfreie Brotzeit mitnehmen, zum Beispiel in einer wiederverwendbaren Brotzeitbox.

Nehmen Sie eine Trinkflasche mit auf Reisen, um zusätzliche Plastikflaschen zu vermeiden. Auf den Kapverden ist das Leitungswasser nicht trinkbar, somit muss man Wasser kaufen. Kauft man gleich eine 5 l Flasche, so kann man diese in die mitgebrachte Plastikflasche abfüllen.

Essen Sie in lokalen und kleinen Restaurants, um die ortsansässigen Einwohner zu unterstützen, anstatt große Konzerne zu unterstützen, die immer mehr Grundstücke aufkaufen und Lebensräume zerstören. Große Ketten und Franchisenehmer findet man eher selten auf den Kapverdischen Inseln, trotzdem sollte man sie meiden. Lassen Sie sich auf die kulinarischen Köstlichkeiten der Kapverden ein. Reduzieren Sie Ihren Fleischkonsum.

Buchen Sie Ihren Mietwagen – wenn sie nicht doch lieber mit dem Aluguer fahren möchten – bei kapverdischen Agenturen und nicht bei internationalen Konzernen.

Achtsamkeit ist geboten beim Kauf von Souvenirs. Nachhaltig handelt, wer Handarbeit und heimische Produkte kauft und importierte Massenware liegen lässt.

Servicekräfte, die sie im Urlaub bedienen, bekochen und die sie durch die die Umgebung fahren, bekommen eine geringere Entlohnung als die Unternehmen, die dahinterstehen. Obwohl die Preise in der Gastronomie auf den Kapverdischen Inseln den Preis für den Service beinhalten, und es nicht üblich ist und auch nicht erwartet wird, Trinkgeld zu geben, kann man seine Reise etwas nachhaltiger gestalten, indem man trotzdem Trinkgeld gibt – natürlich nur, wenn der Service angemessen war.

Benutzen Sie nur noch umweltfreundliche Sonnencreme. Die in Cremen enthaltenen chemischen und giftigen UV-Filter Oxybenzon und Octinoxat zerstören bei zu hoher Konzentration Meereslebewesen.

Die Vereinten Nationen schreiben, dass 4,2 Milliarden Menschen weltweit ohne sichere Sanitärversorgung sind und 893 Millionen Menschen ihr Geschäft im Freien machen. Was also tun, wenn die Notdurft auf der Wanderung nicht mehr zu verhindern ist? Einen ökologischen Mehrwert hat die Reinigungsmethode durch ein Bidet, fällt aber auf der Wanderung komplett aus. Die einfachste Variante, sich den Hintern ohne Klopapier zu säubern, ist die Kombination aus Wasser und Waschlappen oder Stofflappen. Weiters gibt es für unterwegs eine kleine und wieder auffühlbare Handdusche von HappyPo. Die Verwendung von Tempotaschentüchern geht überhaupt nicht! Diese lösen sich in der Natur nur sehr schwer auf! Recycling-Toilettenpapier ist eine Wahl. Mein Tipp: Beim Projekt „Goldeimer“ gibt es ein dreilagiges und 100 % Recycling-Toilettenpapier mit dem Umweltzeichen Blauer Engel. Beim Kauf unterstützt man Sanitärprojekte in Ländern, die keine gute eigene sanitäre Infrastruktur haben. Im Fall der Fälle entfernen Sie sich zur Notdurft so weit wie möglich vom Wanderweg und tarnen Sie Ihre Hinterlassenschaften mit Steinen oder Blättern.

Ein weiteres und sehr streitbares Thema mit vielen verschiedenen Meinungen und Sichtweisen ist der Tierschutz im Urlaubsland. Unumstritten ist, dass die Festlegung möglichst hoher Tierschutzstandards von entscheidender Bedeutung ist, um zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen. Bisher sind aber die europäischen Tierschutzstandards nur in Vorbereitung! Die Kapverdischen Inseln sind ein Drittweltland. 60 % der Bevölkerung leben von 2 € pro Tag. Das bedeutet einen täglichen Überlebenskampf. Das Einführen von Tierschutzstandards klingt absurd für die Einheimischen, sie kämpfen ums Überleben! So hat sich jede Kultur über die Jahrtausende anders entwickelt und oft fehlt uns das interkulturelle Verständnis, um dieses Handeln zu verstehen. Eine Reise auf die Kapverden kann das eventuell ändern!

Bleiben Sie, wenn vorhanden, auf vorgegebenen und markierten Wanderwegen. So werden keine sensiblen Ökosysteme zertrampelt und keine Tiere gestört – dadurch erhalten wir einerseits ihren Lebensraum und schützen andererseits ihren Zufluchtsort in der Natur.